Aus Dieter E. Zimmer: Experimente des Lebens Zürich: Haffmans Verlag, 1989, Seite 131-152 Taschenbuchausgabe München: Heyne Verlag, 1993 Kapiteltitel: »Immer größer, immer schneller groß – Über den Jahrhunderttrend«
Der säkulare Wachstumstrend
Von
Dieter E. Zimmer
IRGENDWIE ähnelte er einem überdimensionalen Embryo. Er
hatte ein riesiges Schädelgewölbe und große Seehundaugen, war hoch
gewachsen, aber dabei spindeldürr wie eine Figur von Giacometti. Außerdem
war er haarlos und bleich und schwächlich, so sehr, daß er sich nur noch
wackelig bewegen konnte, als sei er aus Knete. Kurz, er war sichtlich ein
ganz dem Denken bestimmtes Wesen, dem seine Körperlichkeit nur noch eine
ungefüge Last war.
Wo ich
ihn gesehen habe, weiß ich nicht mehr – wahrscheinlich in einem jener
Zukunftsgemälde, mit denen in den fünfziger Jahren Illustrierte ihre Leser
so gern ergötzten. Jedenfalls beeindruckte er mich. Der Mensch bleibt nicht,
wie er heute ist, lautete die – zweifellos "streng wissenschaftliche" –
Botschaft, er wird weiter evolvieren, und so sieht er dann eines Tages aus,
unser Ururenkel, der Mensch der Zukunft.
Ändert
sich die Gestalt des Menschen in diese Richtung? Ändert sie sich überhaupt?
Mit solchen Fragen begeben wir uns in das Reich der physischen Anthropologie
und einer wenig prominenten, aber wackeren Unterabteilung der Medizin, der
Auxologie oder Wachstumskunde.
Daß
sich an den Proportionen des menschlichen Körpers etwas wandelt, läßt sich
bisher nicht erkennen. Hier und da wurde behauptet, es ändere sich das
Verhältnis von Schädellänge und -breite, der sogenannte Kephalindex, der den
Anthropologen einmal, zu Unrecht, als unveränderliches Kennzeichen einer
ethnischen Gruppe galt. In Japan und Grönland zum Beispiel wurde
festgestellt, daß die Köpfe immer breiter werden (von oben gesehen also
immer runder). Anderenorts jedoch blieben sie, wie sie waren, und an wieder
anderen Orten wurden sie sogar schmaler, bei den australischen Ureinwohnern
etwa und den Apachen4. Der
Beobachtungszeitraum ist bisher zu kurz, und wo es überhaupt Änderungen
gegeben hat, sind diese zu geringfügig, als daß man daraus allgemeine
Schlüsse ziehen könnte.
Einen
Trend jedoch gibt es, und er ist unübersehbar. Die Menschen werden immer
größer. Kinder übertreffen ihre Eltern an Statur, wie diese schon ihre
Eltern übertroffen haben. Genau genommen handelt es sich um zwei Trends, die
wohl zwar nicht völlig unabhängig voneinander sind, dennoch aber
auseinandergehalten werden müssen: Die Menschen werden nicht nur größer, sie
werden auch immer schneller groß und geschlechtsreif. "In deinem Alter hatte
ich noch keine Mädchen im Kopf!" – der väterliche Vorwurf ist möglicherweise
keine pädagogische Geschichtsklitterung, sondern schlicht die Wahrheit, und
keine moralisch ruhmreiche.
Das
Doppel-Phänomen heißt in der Wissenschaft gemeinhin "säkulare Akzeleration".
Der 1935 von dem deutschen Mediziner Ernst Walther Koch eingeführte Name20
ist nicht nur wichtigtuerisch, er ist auch irreführend. Säkular? Der Trend
ist nicht auf dieses oder sonst ein Jahrhundert beschränkt – gemeint ist
schlicht "langfristig". Akzeleration? Damit werden beide Trends in einen
Topf geworfen. Beschleunigt sind zwar Wachstum und Reife, ab die erreichte
Endgröße kann ja wohl nicht "beschleunigt", sondern nur erhöht sein. Darum
soll hier vom Langzeittrend der Größen- oder Längenzunahme einerseits, der
Entwicklungsbeschleunigung andererseits die Rede sein.
Wo die
Wissenschaft genauer hinsieht ("trifft das auch wirklich zu ?"), scheint
sich manchmal auch das Offensichtliche erst einmal aufzulösen. In der Tat,
auf die Messungen früherer Zeiten ist nicht immer Verlaß und erst recht
nicht auf die nur aus Knochenfunden errechneten Körpergrößen früherer
Bevölkerungen; auch schien jener Trend hier und da zum Stillstand gekommen,
oder er traf nicht auf alle Bevölkerungsgruppen oder auf beide Geschlechter
im gleichen Maße zu. Trotz allen solchen Inkonsistenzen aber hat er sich als
etwas höchst Reales erwiesen.
Er
setzt in Europa um 1830 ein, wird später aber nahezu auf der ganzen Welt
festgestellt. Wenn irgendeine Region (wie Birma, die Provinz Oaxaca in
Mexiko, die Karolinen-Insel Yap) an ihm nicht teilnimmt oder eine andere
(Indien) gar einen gegenläufigen Trend aufweist, kommt das als überraschende
Ausnahme. Die längstfristigen Beobachtungen stammen aus Norwegen19
und den Niederlanden, lassen sich aber mehr oder weniger auf ganz Nordeuropa
verallgemeinern. Hier wird von etwa 1830 bis 1880 jeder Geburtsjahrgang 0,3
Millimeter größer als der vorhergehende. Zwischen 1880 und 1900 verstärkt
sich der Größenzuwachs auf 0,5 Millimeter jährlich, von 1900 bis etwa 1950
gar auf 1 bis 1,2 Millimeter30,40,41.
Niederländische Rekruten - die mit den skandinavischen zu den größten der
Welt gehören – waren 1865 im Mittel 165 Zentimeter groß, 1917 170
Zentimeter, 1975 180 Zentimeter – eine Größenzunahme von 15 Zentimetern in
110 Jahren.41 Siebzehnjährige Hamburger
Gymnasiasten waren 1877 knapp 167 Zentimeter groß, 1957 gut 17621.
Aber hier verzerrt die Entwicklungsbeschleunigung das Bild: Im vorigen
Jahrhundert waren Rekruten und Schüler dieses Alters noch nicht
ausgewachsen, heute sind sie es, und so war die Zunahme der Endgröße
geringer, als diese Zahlen suggerieren.
Aber
inzwischen ist dieser Trend doch stehengeblieben, nicht wahr? So hört man es
zuweilen, und zwar auch von Fachwissenschaftlern. Ein umfassender
Literaturbericht aus dem für diese Fragen zuständigen Fels Research
Institute in Texas resümierte 1979, in den entwickelten Ländern habe sich
der Trend in der Mittel- und Oberschicht verlangsamt oder sei ganz zum
Erliegen gekommen30. Er berief sich zum
Beispiel darauf, daß wohlhabendere New Yorker seit 1930 gar nicht größer
geworden seien und amerikanische Schüler seit 1962 kaum noch. Doch die Kunde
war wohl verfrüht. Zur gleichen Zeit meldete der Utrechter Pädiater J. C.
van Wieringen, ein führender Experte auf dem Gebiet der Auxologie, daß der
Trend in den Niederlanden voll anhalte.41
Und
hier sind jetzt Zahlen aus der Bundesrepublik. Sie stammen von der
Sanitätsinspektion der Bundeswehr, welche bekanntermaßen alle
Wehrpflichtigen vermißt, und wurden von dem Kieler Anthropologen Hans W.
Jürgens berechnet. Als der Geburtsjahrgang 1942 zur Musterung erschien, war
er im Mittel gut 1,74 Meter groß. Der Jahrgang 1952 maß 1,76 Meter, der
Jahrgang 1962 gut 1,78 Meter. Alle zehn Jahre also werden die Deutschen zur
Zeit zwei Zentimeter größer, über zwei Millimeter pro Jahr.18
Der Trend hält also nicht nur an, er hat sich gegenüber der ersten
Jahrhunderthälfte sogar verdoppelt.
Wo
soll das hinführen? "Wenn das so weitergeht", dann ist der heute 1,79 Meter
große deutsche Durchschnittsmann 1995 mehr als 1,80, im Jahr 2000 1,81 – und
aus allen seinen Sachen längst herausgewachsen, auch die zunehmend genormten
Arbeitsplätze stimmen nicht mehr und werden vergrößert werden müssen. Im
Jahr 2100 mißt er dann über zwei Meter, im Jahr 3000 fast vier ...
Natürlich wird es dahin nicht kommen. Irgendwann hört es auf. Die
Wachstumsvorgänge werden genetisch gesteuert, ihre Reihenfolgen, ihr Tempo,
ihre Abstimmung untereinander. Damit ist ihnen mit Sicherheit auch eine
Zielspanne gesetzt, und irgendwann ist diese bis zum äußersten ausgenutzt.
Aber wann das sein wird, weiß kein Mensch, und es läßt sich darum so
schlecht prophezeien, weil man bis heute nicht genau weiß, was diesen Trend
eigentlich verursacht.
Parallel zu ihm haben sich Wachstum und Reife beschleunigt, ebenfalls
weltweit. Hier ist der Trend womöglich noch eindeutiger. Ein Eckdatum läßt
sich relativ leicht eruieren: das Alter der ersten Monatsblutung, der
Menarche. Seit etwa 1840 sinkt es und sinkt. Um 1860 lag es in Nordeuropa im
Mittel bei 16,6 Jahren, heute liegt es bei 13 (plusminus 4 Monate). James M.
Tanner von der Universität London, heute wohl der bedeutendste Auxologe der
Welt, hat den Trend als erster genau berechnet: Alle zehn Jahre, fand er,
tritt die Menarche seit über einem Jahrhundert zehn Monate früher ein36.
Für
Jungen gibt es kein so präzises Datum. Ein günstiger Zufall will es, daß wir
trotzdem einen Blick in die Vergangenheit werfen können. In Bachs Chören
sangen keine Mädchen und Frauen, sondern nur Jungen und Männer. Die hohen
Stimmlagen wurden von Jungen übernommen: der Sopran meist von Jungen vor dem
Stimmbruch, der Alt von Jungen im Stimmbruch. Aus den erhaltenen Papieren
ließ sich errechnen, daß sich die Knaben der Leipziger Thomasschule, die in
Bachs Chören sangen und dort vom Sopran über den Alt zum Tenor aufstiegen,
mit gut 17 Jahren mitten im Stimmbruch befanden. Heute liegt er vier Jahre
früher6. Der Langzeittrend der
Reifebeschleunigung trifft also beide Geschlechter.
Aber
es gibt sowieso noch ein anderes, sicheres Indiz.
Das
Wachstum vollzieht sich nicht gleichmäßig, nicht in gleichen Schritten von
der Geburt bis zum Erwachsenenleben. Gewachsen wird zum einen vorwiegend zu
einer bestimmten Jahreszeit, im Frühling: Zwischen März und Juli wachsen
Kinder dreimal so rasch wie im Winter40. Es
muß mit dem Licht zu tun haben und nicht mit der Temperatur, denn blinde
Kinder haben im Laufe des Jahres zwar durchaus einen vergleichbaren
Wachstumsschub, aber zu keiner bestimmten Jahreszeit. In den Tropen, wo es
keine jahreszeitlichen Schwankungen der Helligkeit gibt, scheint der
Wachstumsgipfel in der Trockenzeit zu liegen, die meist die Zeit der
geringeren Nahrungsknappheit und der größeren Freiheit von
Infektionskrankheiten ist.
Zum
andern beschreibt das Wachstum eine charakteristische Geschwindigkeitskurve.
Am allerstärksten ist es gleich nach der Geburt. Dann verlangsamt sich sein
Tempo bis zum vierten oder fünften Lebensjahr auf etwa fünf Zentimeter
jährlich, und dabei bleibt es bis zur Pubertät. Sie bringt den "Endspurt".
Mädchen, die bis dahin immer nur ein bis zwei Zentimeter kleiner waren als
Jungen, beginnen diese mit elf Jahren plötzlich zu überholen und sind zwei
Jahre lang die Größeren. Mit dreizehn aber setzen die Jungen zu ihrem
Endspurt an und haben die Mädchen in einem Jahr überholt. Jedes Geschlecht
hat einen steilen Wachstumsgipfel mitten in der Pubertät. Mädchen erreichen
ihn heute mit etwa zwölf, Jungen mit etwa vierzehn Jahren. Diese Gipfel sind
untrügliche Indikatoren der Reife. Während der letzten hundert Jahre haben
sie sich immer weiter nach vorne verlagert40.
Früher
in die Höhe geschossen, früher ausgewachsen: Vor hundert Jahren wuchsen
Männer, bis sie fünfundzwanzig waren und manchmal vielleicht noch länger.
Heute haben sie mit achtzehn praktisch ihre Endgröße erreicht, und Mädchen
mit sechzehn.
Anders
als bei der Größenzunahme scheinen die Ursachen der
Entwicklungsbeschleunigung ziemlich klar. Es ist immer wieder beobachtet
worden, daß Wachstum und Reifung äußerst empfindlich auf Stress-Situationen
reagieren. Hunger und Krankheiten bremsen sie, insbesondere eine mangelhafte
Ernährung; für unterernährte Kinder aber sind selbst Kinderkrankheiten wie
die Masern, die für wohlgenährte harmlos sind, schwere körperliche
Rückschläge, an denen sie montelang zu laborieren haben.
Auch
schwere Umweltbelastungen wirken hemmend auf das Wachstum. Nachgewiesen
wurde das für Kinder, die in der Nachbarschaft des berüchtigten Love Canal
aufgewachsen waren, eines unfertigen Kanals bei Niagara Falls, der von 1940
bis 1953 als Sondermülldeponie diente : Anwohner, die über drei Viertel
ihrer Wachstumsjahre dort zugebracht hatten, blieben zweieinhalb Zentimeter
kleiner als jene, die die verpestete Gegend früher hatten verlassen können28.
Selbst
anhaltender psychischer Stress scheint das Wachstum aufzuhalten, wie die
Cambridger Psychologin Elsie Widdowson unerwartet feststellte. Sie hatte
eigentlich vorgehabt, 1948, während der Hungerzeit, in zwei westdeutschen
Waisenhäusern zu beobachten, wie sich der Übergang von den ungenügenden
Standardrationen auf eine etwas reichlichere Ernährung auf das Wachstum der
Kinder auswirken würde. Sonderbarerweise waren die Kinder in den ersten
Monaten des Versuchs, als sie noch alle die gleichen kargen Rationen
erhielten, in einem der beiden Heime dünner und wuchsen langsamer. Noch
sonderbarer, als die Kinder in beiden Waisenhäusern dann genug Brot und
Marmelade und Orangensaft erhielten, nahmen die des anderen Waisenhauses
plötzlich kaum noch zu und wuchsen auch langsamer. Der Grund? Offenbar der,
daß just zu der Zeit, als die zusätzlichen Rationen eintrafen, die
Heimleiterin des einen Waisenhauses zu der des anderen gemacht worden war,
eine strenge, ungerechte, unberechenbare Person, vor der die Kinder in
ständigem Schrecken lebten. Es war ein Experiment des Lebens, und das Leben
war so entgegenkommend, gleich noch eine Kontrolle einzubauen: Die acht
Lieblingskinder jener Heimleiterin, die nie etwas von ihr zu fürchten hatten
und nach Kräften verwöhnt wurden, wechselten mit ihr zusammen in das andere
Waisenhaus hinüber – und während dessen Kinder trotz der üppigeren
Ernährungsbedingungen nur noch dahinkümmerten, gediehen die Lieblinge
prächtig43.
Wie
man den Verzögerungen einer individuellen Wachstumskurve ansieht, wo die
Lebensbedingungen zu wünschen übrig ließen, so sieht man der Wachstumskurve
einer Bevölkerung jede größere Notzeit an. Bei Stuttgarter Schülerinnen, für
die es Zahlen seit Beginn des Jahrhunderts gibt, haben die Kurven während
der beiden Weltkriege und in den Jahren danach auffällige Dellen, am
stärksten für die Zeit um 1919 und 194511.
Van Wieringen glaubt den niederländischen Statistiken die Agrarkrise vom
Ende des neunzehnten Jahrhunderts ansehen zu können41
; einer seiner Vorgänger machte eine frühere Delle an der bloßen Erhöhung
des Roggenpreises fest.
Was
das Wachstum aufhält, scheint auch die Reifung zu verzögern. Überall haben
arme Mädchen die Menarche vier bis zwölf Monate später als solche aus
wohlhabenderen Familien; der größte Unterschied dieser Art – über anderthalb
Jahre – wurde bei Bantu-Mädchen in Südafrika beobachtet. Auf dem Land werden
die Mädchen meist später geschlechtsreif als in der Stadt – vermutlich wegen
ihrer härteren Lebensumstände. Mädchen mit vielen Geschwistern reifen später
als Mädchen aus kleinen Familien – vermutlich, weil auch sie unter
ungünstigeren Bedingungen heranwachsen.
Jedoch
bestimmen nicht in erster Linie die Lebensumstände, sondern die Gene, wann
die Menschen sexualreif werden. Daß die Bundi-Mädchen in Neuguinea (die
spätesten) ihre Menarche erst mit fast neunzehn Jahren haben, cubanische
Mädchen (die frühesten) aber schon mit zwölf37, 38,
läßt sich mit keinem unterschiedlichen Lebensstandard erklären – beide
gehören zu den Armen. In Ost- und Südeuropa liegt die Menarche mit 12,5
Jahren etwa sechs Monate früher als in Nord- und Westeuropa. Daß das nicht
am Wohlstandsgefälle liegen kann, nicht an dem "sinnlicheren" Ambiente ihrer
Kultur und auch nicht am wärmeren Klima, zeigt sich heute in Australien :
Die Nachkomminnen europäischer Einwanderer wachsen mit dem gleichen
Lebensstandard, in der gleichen Kultur und im gleichen Klima heran, und
trotzdem bleibt die ethnische Differenz voll bestehen38.
Genetisch vorgegeben ist offenbar eine bestimmte Altersspanne. Sie liegt am
niedrigsten auf Cuba, bei Europäern und Ostasiaten relativ niedrig, bei
Indern höher, bei Schwarzafrikanern noch höher und am höchsten in Neuguinea24.
Günstige Lebensumstände schieben die Sexualreife an das untere, ungünstige
an das obere Ende dieser vorgegebenen Spanne. So kann gelegentlich
vorkommen, was in Chile vorkommt : daß es gerade die ärmeren Mädchen sind,
die früher reif werden – die ärmeren Chilenen nämlich stammen vorwiegend aus
Südeuropa, der genetische Effekt ist stärker als der soziale. Und wenn die
sowieso schon früh reifen Chinesinnen in Hongkong so gut dran wären wie die
Europäerinnen dort, könnten sie vielleicht den Cubanerinnen ihren Weltrekord
streitig machen.
Nun
läge es eigentlich nahe, damit auch das Rätsel der Größenzunahme für gelöst
zu halten. Die gleichen Ursachen, die die Entwicklung der Kinder
beschleunigen, könnten ja auch diejenigen sein, die für die weiter und
weiter steigende Durchschnittsgröße der Erwachsenen verantwortlich sind.
Leider
aber kann das nicht so sein, oder höchstens teilweise. Und zwar darum:
Kinder, deren Wachstum an irgendeiner Stelle durch Krankheit oder Hunger
gebremst wurde, wachsen hinterher um so schneller weiter und holen ihren
Rückstand in der Regel wieder voll auf. Nur wenn die hemmenden Ursachen
während eines Großteils der Wachstumsperiode wirksam waren, bleibt auch ihre
Endgröße etwas zurück. Sehr klar sieht man das wiederum an den Stuttgarter
Schülerinnen11. Die im Zweiten Weltkrieg
groß wurden, wuchsen langsamer; am weitesten, um fünf Zentimeter oder mehr,
blieben jene zurück, deren Pubertät mit der Zeit der größten Not
zusammenfiel, also die Jahrgänge 1932 bis 1935. Aber als diese Jahrgänge
dann siebzehn wurden, war das Defizit fast ausgeglichen, waren sie nur noch
etwa zwei Zentimeter kleiner als die übrigen Jahrgänge ringsherum. Nur ein
dramatischer Mangel, der fast die ganze Kindheit über anhält, wirkt sich
also auf die Endgröße aus, und dann auch nur schwach, mit ein paar
Zentimetern. Der Jahrhunderttrend aber hat den Menschen einen Zuwachs von 15
Zentimetern eingebracht und läßt sich folglich nicht daraus erklären, daß in
diesem Jahrhundert alle möglichen Wachstumsbremsen beseitigt wurden. Es muß
mehr im Spiel sein, irgend etwas, was die Statur effektiv größer werden läßt.
Ein
kleiner Teil des Trends immerhin ist damit wohl tatsächlich erklärt. Die
Proletarier des frühen Industriezeitalters waren schlimm dran. Alles in
ihrem Leben vereinigte sich zu einem einzigen unausgesetzten Insult : Armut,
Hunger, Krankheiten, die schwere und lange körperliche Arbeit, die ungesunde
Luft, der psychische Stress. Als der englische Mediziner Charles Roberts in
den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nachmaß, stellte er fest, daß
die körperlich arbeitende Bevölkerung 5 bis 6 Zentimeter kleiner war39.
Etliche der ersten Wachstumsforscher des neunzehnten Jahrhunderts waren
Sozialreformer, Louis René Villermé in Frankreich, Edwin Chadwick und
Leonard Homer in England. Durch ihre Erhebungen lieferten sie die
unwiderleglichen Beweise: Die Armen sind kränker, die Armen sterben früher.
Vor ihnen war es nur ein Verdacht gewesen, und manche hatten ihn nicht
teilen mögen, sondern im Gegenteil gemeint, es sei das Wohlleben der
Reichen, das den Menschen nicht bekomme. Zu den eindrucksvollsten Belegen
dafür, daß die Armen wirklich arm dran waren und daß ihr Los nicht länger
hingenommen werden könne, gehörte der Nachweis, daß sie kleiner waren.
Besonders schlimm muß sich die Kinderarbeit ausgewirkt haben. Hier und da
wurden schon Fünfjährige in die Spinnereien, die Fabriken, auf die Felder
geschickt, und arbeitende Achtjährige waren in den Industriestädten fast die
Regel: zwölf Stunden täglich, ohne Erholungspausen, und das bei
schlechtester Ernährung und fast während der gesamten Wachstumsperiode. Es
ist wahrscheinlich, daß diese Zustände bei der Arbeiterklasse gegenüber
früher sogar eine Größendepression hervorbrachten, wie sie auch die
Sexualreife verzögerten. Die Menarche hatte seit dem Altertum und durch das
Mittelalter hindurch bis an die Schwelle des Industriezeitalters anscheinend
immer etwa mit dreizehn stattgefunden1,2
und verzögerte sich erst dann um vier Jahre.
Einen
Blick zurück in die Zeit vor dem Industriezeitalter gestatten die erhaltenen
Akten der Karlsschule, des Lieblingskinds des Herzogs von Württemberg, Karl
Eugen. Sie war eine in ihrer Zeit einzigartige Eliteschule, dazu bestimmt,
musterhafte Offiziere und Beamte heranzubilden. Ihr berühmtester –
rebellischer – Eleve war Friedrich Schiller. Ein Teil ihrer Schüler kam aus
dem Adel, der größere Teil aber aus dem Bürgertum. Alle mußten immer und
immer wieder der Größe nach antreten und wurden regelmäßig gemessen. Mit
zehn waren die Adligen 2,5 Zentimeter größer, mit fünfzehn nicht weniger als
7 Zentimeter. Offenbar kamen sie früher in die Pubertät und hatten damit
auch den pubertären Wachstumsschub früher, denn nach der Pubertät schrumpfte
der Abstand zwischen Bürgerlichen und Adligen wieder: Mit einundzwanzig
waren die Adligen im Durchschnitt 168,8, die Bürgerlichen 167,6 Zentimeter
groß12. Die Differenz verschwand aber nie
ganz – und das, obwohl alle Schüler mit acht Jahren aufgenommen wurden und
für alle das gleiche, nach heutigen Begriffen überaus strenge Regime galt.
Die Ursachen für die frühere Reifung der Adligen und ihre etwas höhere
Endgröße müssen also bereits in deren Vorschulzeit ihre Wirkung getan haben.
Der
Jahrhunderttrend setzt um 1830 ein, als die ersten schüchternen Maßnahmen
zur Einschränkung der Kinderarbeit erlassen wurden und sich das Los der
Industriearbeiter im allgemeinen etwas zu bessern begann. Bis 1900 stieg in
den Niederlanden die Durchschnittsgröße nur, weil die Kleineren – die unter
170 – weniger wurden ; erst in diesem Jahrhundert steigt dort auch der
Anteil der über 180 Großen41. Vermutlich
also begann der säkulare Trend damit, daß verschiedene Wachstumsbremsen
beseitigt wurden und die Unterschicht ihren Rückstand langsam aufholen
konnte. Die Kleinen wurden weniger, und das trieb den Durchschnitt maßvoll
nach oben. Heute ist der Abstand zwischen Unter- und Oberschicht in den
entwickelten Ländern auf 1 bis 2 Zentimeter geschrumpft; in der
Bundesrepublik scheint er ganz verschwunden zu sein, wie eine Bremer
Untersuchung Mitte der siebziger Jahre ergab42.
Wenn
irgendwo jedoch ein Größenunterschied zwischen den gesellschaftlichen
Schichten übrigbleibt, so muß das nicht bedeuten, daß die Lebensbedingungen
der ärmeren Schichten deren Wachstum immer noch entgegenstehen. Es könnte
hier und da so sein, es könnte aber auch einen ganz anderen Grund haben,
einen genetischen. Es gibt da nämlich eine sonderbare Korrelation zwischen
der gemessenen Intelligenz, also dem IQ, und der Körpergröße. Sie ist mit
etwa 0.25 nicht besonders eindrucksvoll, aber sie ist real: Menschen mit
hohem IQ sind nicht selten auch die größeren; so wie – eine andere kuriose
Korrelation – unter ihnen auch Kurzsichtigkeit öfter vorkommt und
Brillenträger folglich häufiger sind als in der übrigen Bevölkerung. Überall
sind Studenten 2 bis 3 Zentimeter größer als der Durchschnitt40.
In einer relativ durchlässigen Gesellschaft, in der die Menschen nicht mehr
unverrückbar in der Berufsgruppe und Sozialschicht gefangen sind, in die sie
hineingeboren wurden, sondern wo sie gemäß ihren individuellen Fähigkeiten
auf- und absteigen, stellt sich nun aber zwangsläufig eine weitere
Korrelation ein, jedenfalls solange ein höherer IQ häufig zu einer höheren
Berufsqualifikation führt und eine höhere Qualifikation zu einem sozialen
Aufstieg : In den oberen Strata sammeln sich die Intelligenteren und damit
auch die Größeren.
Der
weitaus größere Rest des Trends aber ist nicht damit erklärt, daß der
Wachstumsrückstand der Unterprivilegierten aufgeholt wurde, und das große
Rätselraten kann anheben. Gesucht wird ein Faktor, oder ein Bündel von
Faktoren, die seit spätestens 1900 die Endgröße aller um ein Zentimeter pro
Jahrzehnt in die Höhe treiben und seit der Jahrhundertmitte gar um zwei. Da
sich der Trend schon bei den Sechsjährigen zeigt11,
müssen es Faktoren sein, die bereits in der frühen Kindheit greifen.
Der
gesuchte Faktor muß etwas sein, das während des ganzen Langzeittrends, also
gut hundert Jahre lang, auf die allermeisten Bevölkerungen dieser Erde
eingewirkt hat, während der beiden Weltkriege nachlassend, in den letzten
Jahrzehnten sich verstärkend. Aber es genügt nicht, einen Faktor namhaft zu
machen, der zu dieser Entwicklung recht und schlecht zu passen scheint. In
der bloßen Parallelität muß noch lange keine Kausalität stecken. Um jene
Fachkollegen zu verspotten, die mit einer Parallelität schon einen
Kausalzusammenhang entdeckt zu haben meinen, schüttelte der Kieler
Anthropologe Hans W. Jürgens die "benzinogenetische Theorie" aus dem Ärmel:
Das Autobenzin müsse verantwortlich sein, denn der Trend setzte genau in dem
Augenblick ein, als es in den Handel kam, verstärkte sich, während es sich
ausbreitete, ging in den Weltkriegen zurück, als weniger Benzin zur
Verfügung stand, und nahm mit der allgemeinen Motorisierung schließlich
überhand. Einige Zeit später fand Jürgens die Theorie unter den
ernstgemeinten Erklärungen aufgeführt; jemand hatte den Witz gar nicht
verstanden.
Es
könnte wirklich alles sein – und darum fehlt es nicht an Theorien; nur ganz
und gar zwingend ist bisher keine, und die vorsichtigen Fachleute beeilen
sich denn auch zu versichern: Wir wissen es einfach nicht.
Einige
Hypothesen sind reine Ausgeburten der Ratlosigkeit: etwa die, eine
unbekannte Strahlung oder Chemikalie wirke vergrößernd auf die Menschheit
ein. Jeder universale Umweltfaktor scheitert bereits an dem Umstand, daß er
auch die Tiere größer werden lassen müßte, der Trend aber auf die Menschheit
beschränkt ist.
Andere
Hypothesen sind so abenteuerlich, daß sie schon den ersten Blick nicht
lebend überstehen. Seit Tacitus grassiert in den romanischen Ländern die
Überzeugung, die germanischen Völker seien größer, weil sie bis ins
Erwachsenenalter sexuelle Askese übten ; oder umgekehrt gesagt: Das viele
Onanieren mache die romanischen Völker kleiner. Dann müßte die Menschheit
kleiner werden, seit die Onanie nicht mehr so verpönt ist; bekanntermaßen
ist das Gegenteil der Fall. Oder werden die Menschen größer, weil sich der
"ödipale Konflikt" – diese Schimäre – verschärft hat und die Jungen von
einem heftigeren unbewußten Wunsch beseelt sind, ihre Väter an Statur zu
übertreffen? Oder vielleicht läßt ja auch die Erdanziehung nach? Oder es
lockt der Himmel?
Andere
Theorien halten den zweiten Blick nicht aus.
Daß
die weniger beengende Kleidung schuld sei, stößt sich an dem Umstand, daß
der Trend einsetzte, als die Leute noch fest eingeschnürt gingen.
Am
Sport kann es auch nicht liegen: Er schafft Körperfett weg und kräftigt,
aber es wurde nachgewiesen, daß er nicht größer macht8.
Licht
ist nötig zum Wachstum: Es fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut,
dieses erhöht den Kalziumspiegel des Blutes, und von diesem wiederum hängt
das Knochenwachstum mit ab. Kommt heute immer mehr Licht an den Körper? Auch
das kann es nicht sein. Nicht nur wurde nirgends beobachtet, daß ein Leben
im Helleren die größeren Menschen hervorbringt – der frühere
Wachstumsrückstand der Landbevölkerung spricht sogar eher dagegen; in den
Industrieländern wird auch seit Generationen jedem möglichen
Vitamin-D-Mangel vorgebeugt.
Dann
wäre da noch die Hormontheorie: Mit dem industriell produzierten Fleisch
nähmen die Menschen immer mehr Masthormone auf, die sie wachsen ließen.
(Manche behaupten steif und fest, in Südamerika wachse man auch noch in
reiferen Jahren, und daran könne nur der reichliche Genuß von hemmungslos
"gedoptem" Fleisch schuld sein.) Aber der Trend setzte ein, als noch niemand
auch nur wußte, daß es Hormone gab.
Der
Theorie, daß Klimaveränderungen verantwortlich seien, ergeht es ähnlich:
Zwar stieg die Oberflächentemperatur der Erde seit 1910 leicht an, aber zum
Unglück der Theorie fiel sie nach 1940 erst einmal wieder.
Wachsen wir vielleicht nur zu einer bestimmten Tageszeit, und könnte dann
die Veränderung unseres Tag-Nacht-Rhythmus für den Trend verantwortlich
sein? Vielleicht die künstliche Verlängerung des Tages, die das elektrische
Licht möglich gemacht hat? Die Nacht wurde zum Tage, für alle zum Teil, für
viele ganz und gar – ist das der Grund? Es trifft zu, daß einer der
körpereigenen Botenstoffe, die das Wachstum mit steuern und bei dessen
Ausfall es stark zurückbleibt, das Wachstumshormon, nur im Schlaf
ausgeschüttet wird, etwa ein bis anderthalb Stunden nach dem Einschlafen.
Darum aber vollzieht sich das Wachstum keineswegs nur im Schlaf oder zu
einer anderen bestimmten Zeit im Vierundzwanzigstunden-Zyklus. Das
Wachstumshormon selbst regt das Knochenwachstum nämlich gar nicht an; es
veranlaßt jedoch die Leber, sogenannte Somatomedine abzugeben, und diese
Peptide erst sind es, welche dann das Wachstum bewirken. Ein einziger "Schuß"
Wachstumshormon jeden Tag reicht aber aus, einen gleichmäßig hohen
Somatomedin-Blutspiegel sicherzustellen40.
Daneben aber gibt es einige Theorien, die sich nicht so schnell abtun
lassen.
Die
erste führt den Trend auf genetische Gründe zurück und heißt mit einem Wort:
Heterosis. Unter Heterosis versteht man das Phänomen, daß die Nachkommen bei
irgendeinem Wert zuweilen nicht genau zwischen ihren Eltern liegen, sondern
näher an dem größeren oder stärkeren Elternteil, zweifellos darum, weil sich
unter den Genen, die für das betreffende Merkmal verantwortlich sind, einige
befinden, die dieses Merkmal verstärken und dominant sind.
In der
Tat gibt es einen recht soliden Hinweis darauf, daß beim Jahrhunderttrend
Heterosis im Spiel ist. Er ist vor allem dem amerikanischen Anthropologen
Frederick Hulse zu verdanken.16 Hulse
reiste in den fünfziger Jahren in einige Tessiner Bergdörfer, die notorisch
waren für den Grad ihrer Endogamie : Man heiratete seit Menschengedenken
fast immer nur innerhalb des Dorfs. Die Männer dort, stellte er fest, maßen
im Durchschnitt 167 cm. Dann vermaß er die Söhne der Tessiner, die aus
diesen Dörfern nach Kalifornien ausgewandert waren. Sie waren 4 Zentimeter
größer. Das mochte nur der altbekannte Einwanderungseffekt sein, der schon
dem Anthropologen Franz Boas zu Beginn des Jahrhunderts aufgefallen war.3
Sogar Mitte des achtzehnten Jahrhunderts waren die in den englischen
Kolonien geborenen Rekruten etwa 4 Zentimeter größer als die anderswo,
zumeist in England geborenen, und da die kleinsten gar nicht genommen
wurden, war der tatsächliche Abstand wohl sogar noch größer33.
Die Einwanderer waren überwiegend die Elendesten ihrer Heimatländer gewesen;
der höhere Lebensstandard der Kolonien kam offenbar auch der Größe ihrer
Kinder zugute. Aber der Fall der Tessiner war komplizierter. Hulse nämlich
verglich auch "endogame" und "exogame" Männer, und zwar im Tessin und in
Kalifornien: Männer, deren Eltern aus dem gleichen Dorf stammten, und solche
mit Eltern aus verschiedenen Dörfern. Die "Exogamen" waren im Tessin wie in
Kalifornien 2 Zentimeter größer als die "Endogamen". Zwei ihrer vier
Zentimeter mehr, schloß Hulse, verdankten die kalifornischen Tessiner ihrem
weniger angespannten Leben, die anderen zwei aber der Heterosis.
Von da
war es ein kurzer Weg zu der Hypothese, daß für den Jahrhunderttrend
letztlich die Erfindung des Fahrrads verantwortlich sei: Mit dem Rad seien
die Burschen nun in die Nachbardörfer gefahren, hätten der verwurzelten
Endogamie ein Ende bereitet, bis dahin genetisch voneinander isolierte
Bevölkerungen kräftig durchmischt und damit die dominanten Gene, die für die
größere Größe sorgten, in den Verkehr gebracht.
Vermutlich ist sogar etwas Wahres daran. Aber den ganzen Trend erklärt
dieser Effekt mitnichten, dazu ist auch er viel zu gering. Außerdem war die
Bevölkerung Europas im allgemeinen viel weniger endogam als in
abgeschiedenen Alpendörfern, etwaige Größengene hätten sich also schon immer
ausbreiten können. Noch etwas spricht dagegen. Die Heterosis zeigt sich in
der ersten Generation: dann, wenn die Gene, die für die größere Größe
sorgen, in eine Bevölkerung eingedrungen sind, die – zum Beispiel wegen
ihrer Endogamie – bisher gegen sie abgeschottet war. Schon darum eignet sich
die Heterosis schlecht, eine langfristige Zunahme über viele Generationen
hin zu erklären. Man brauchte die Zusatzannahme, daß immer wieder neue
Größengene in die Bevölkerung gelangen, um ihre Wirkung zu tun. Wo aber
sollten diese eigentlich herkommen?
Und
überhaupt stößt sich jede genetische Erklärung an dem Umstand, daß der
Langzeittrend auch und gerade bei den allergrößten Populationen der Erde
auftritt, bei Skandinaviern und Holländern. Damit eine Bevölkerung sich
sozusagen genetisch selber über den Kopf wachsen kann, müßte sie die
verantwortlichen Gene von irgendwoher importieren – und wie sollte das bei
den Größten möglich sein?
Wenn
die genetische Erklärung also nicht weit trägt – was könnte es dann sein ?
Leider sind unter den verbleibenden Theorien die sichersten auch die
nichtssagendsten.
Eine
verhältnismäßig unriskante Theorie lautet: Urbanisierung. Tatsächlich nehmen
Stadtmenschen fast überall viel stärker an dem Trend teil als Landmenschen,
allerdings nicht die Bewohner der riesigen städtischen Slums in den
Entwicklungsländern, die genauso klein bleiben wie die Landbevölkerung8,
10. Die Stadt allein reicht also nicht; es müssen bestimmte
Aspekte des städtischen Lebens sein, die den Ausschlag geben. Ein besonders
anschauliches Beispiel stammt aus Polen. Dort wurde, rund um ein Hüttenwerk,
in der Nähe von Krakau eine ganze Stadt aus dem Boden gestampft, Nowa Huta.
Fast ihre ganze Einwohnerschaft kam vom Land, aus Kleinpolen. Ende der
sechziger Jahre verglich man die in Nowa Huta aufgewachsenen Kinder mit
denen, die auf dem Land geblieben waren. Unterschied in jedem Alter: über 4
Zentimeter8.
Eine
andere sichere Theorie heißt: Familiengröße. Tatsächlich, je kleiner die
Familien wurden, desto größer wurden die Menschen. Man wird bemerken, daß
Urbanisierung und Familiengröße nicht völlig unabhängig voneinander sind.
Die städtischen Familien sind die kleineren: Also könnte hinter dem Faktor
Urbanisierung schlicht die kleinere Familie stecken. Oder umgekehrt – denn
die kleineren Familien leben ja in den Städten. So versteckt sich ein Grund
in dem anderen.
Der
ärgste Schönheitsfehler dieser Theorien ist jedoch der, daß sie so wenig
speziell sind. Schließlich wissen die Körperzellen, die sich da mehr oder
weniger bereitwillig teilen, nichts von Stadt und Land und auch nichts von
der Geschwisterzahl. "Urbanisierung" oder "Familiengröße" oder auch die
"Industrialisierung" verantwortlich zu machen, ist nicht viel besser als die
Auskunft: Das sind irgendwie die modernen Zeiten. Nicht das Stadtleben oder
die Kleinfamilie selber können die Ursachen sein ; sie stellen nur die
Rahmenbedingungen, unter denen die wirklich ausschlaggebenden, die
speziellen Faktoren regelmäßig zum Zug kommen. Gesucht aber sind eigentlich
diese.
Womit
man zwangsläufig wieder zur Ernährung zurückkehrt. Hier immerhin gibt es
zwei ernstzunehmende Theorien.
Die
eine stammt von Eiji Takahashi. In Japan ist der Größenzuwachs stark
ausgefallen, ganz besonders nach 1960. Takahashi stellte ihm die Änderung
verschiedener Essensgewohnheiten gegenüber. Und siehe da: Der Trend verlief
genau parallel zur Zunahme des Milchverbrauchs. Es ergibt das ja auch Sinn:
Milch enthält tierisches Eiweiß, Kalzium und Vitamin D, Stoffe, die zum
Wachsen nötig sind und mit denen die reisessenden Japaner früher sehr
schlecht versorgt waren. Die Landbevölkerung war es bis vor wenigen
Jahrzehnten. Seit auch sie Milch erhält, schließt sie sich dem Trend an34,
35. Da wäre also ein ernsthafter Kandidat: tierisches Eiweiß im
allgemeinen, Milch im besonderen.
Die
andere Theorie vertritt ein Mediziner in Winterthur, Eugen Ziegler.44,
45, 46 Er sagt: Es ist der Zucker, genauer: die Glukose. Da er
vom Körper nicht verwandelt werden muß und nicht gespeichert wird, jage die
aufgenommene Glukose den Zuckerspiegel in die Höhe, und das erzeuge
stoßweise ein Reizklima, welches irgendwie das Wachstum anheize. Auch
Ziegler konstatierte eine erstaunliche Parallele : Größenzunahme und
Zuckerverbrauch stiegen gleichzeitig und gleich stark.
Ist es
die Milch, ist es der Zucker? Die Zuckertheorie hat Vorzüge. Takahashi hat
den Größenzuwachs mit allerlei Ernährungsänderungen verglichen, mit dem
Verbrauch von Fisch, Fleisch, Eiern, Reis, Weizen, Gemüse, Obst. Zucker war
leider nicht dabei. Man weiß aber, daß sich der Zuckerkonsum in Japan seit
der Jahrhundertwende fast versechsfacht hat, in Europa nur vervierfacht.
Takahashi hat also nicht ausgeschlossen, daß es auch in Japan der Zucker und
nicht die Milch gewesen sein könnte. Zudem kann Ziegler mit einer Gegenprobe
aufwarten. Die Eskimo hatten im Unterschied zu den Japanern nie Mangel an
tierischem Eiweiß und Kalzium; Fisch, ihre Hauptnahrung, enthielt beides
reichlich. Seit ihrer raschen Anpassung an die westliche Ernährungsweise ist
ihr Zuckerkonsum hochgeschnellt, ihr Eiweißkonsum aber gesunken – und
trotzdem kommen die Kinder schwerer auf die Welt und wachsen schneller.
Außerdem kann Ziegler noch ein Argument ins Treffen führen: Zuckerkranke
Mütter (also Frauen mit einem ständig zu hohen Zuckerspiegel) bringen oft
übergewichtige (allerdings nicht übergroße) Kinder zur Welt, "Riesenbabys".
Die
Zuckertheorie hat nicht viel Anklang gefunden, aber mir scheint, sie ist
nicht ohne. Doch man darf sie sicher nicht zu eng sehen. Wo Eiweiß, Kalzium
und Vitamin D fehlen, kann auch noch so viel Zucker kein Wachstum bewirken.
Darum läßt sich wohl doch kein spezifischerer Grund angeben als der: Es muß
die moderne Ernährungsweise sein – die besser genährten Mütter, die schon
den Fötus mit allen Nährstoffen versorgen ; die durchgeplante und
ausgewogene Säuglingsernährung, die jedem Mangel zuvorkommt; und dann vor
allem das Überangebot an Eiweiß und Zucker. Auch das mag noch nicht der
Weisheit letzter Schluß sein. Mehr als nichts ist es.
Die
Erblichkeit der Körpergröße ist hoch, etwa 95 Prozent. Das bedeutet, daß die
Unterschiede in der Statur nur zu 5 Prozent auf unterschiedliche
Umweltbedingungen zurückgeführt werden können und im übrigen genetische
Gründe haben ; es bedeutet auch, daß die Endgröße ziemlich stabil ist und
sich nur geringfügig beeinflussen läßt. Ist das nun aber nicht ein
eklatanter Widerspruch? Auf der einen Seite eine hohe Erblichkeit; auf der
anderen waren es sehr wahrscheinlich Änderungen der Lebensverhältnisse und
nicht der Gene, die den nicht unerheblichen Jahrhunderttrend bewirkt haben.
Der
Widerspruch ist keiner mehr, sobald der Faktor Zeit berücksichtigt wird.
Alle Erblichkeitsberechnungen beziehen sich immer auf die Situation hier und
jetzt: auf die Faktoren, die zu einer gegebenen Zeit Unterschiede
hervorbringen. Hier und heute, so besagt eine hohe Erblichkeit, tragen die
tatsächlich bestehenden Unterschiede in den Lebensbedingungen nur sehr wenig
zu den Unterschieden der Statur bei. Auch zu anderen Zeiten wäre die
Erblichkeit wahrscheinlich nicht viel niedriger gewesen. Veränderungen in
den absoluten Werten registriert die Erblichkeitszahl gar nicht; sie ist
ausschließlich ein relativer Wert. Wenn jedoch sämtliche Unterschiede in den
Lebensbedingungen, die während der letzten hundertfünfzig Jahre bestanden
haben, heute alle gleichzeitig weiter bestünden; wenn manche Kinder heute
also immer noch so schändlich aufwachsen müßten wie Fabrik- und
Landarbeiterkinder zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, anderen aber all
die Privilegien zugute kämen, die das Kindsein heute mit sich bringt – dann
gäbe es mehr Größenunterschiede zwischen den Menschen, als es heute gibt,
und das Plus ginge auf die größere Verschiedenheit der Verhältnisse zurück
und senkte die Erblichkeit vermutlich ganz beträchtlich.
Erst
recht heißt die hohe Erblichkeit natürlich nicht, daß die Größe jeder
menschlichen Einflußnahme grundsätzlich und für alle Zeiten entzogen wäre.
Die bestehenden Umweltunterschiede ändern zwar nicht viel an ihr – aber
denkbar ist es sehr wohl, daß die Medizin die Wachstumsprozesse eines Tages
durchschaut und unter Kontrolle bringt und sich jeder selber aussuchen kann,
wie groß er sein will. (Ob das auch erstrebenswert wäre, ist eine andere
Frage.) Wäre die Kontrolle über die Endgröße vollkommen, so gingen alle
Unterschiede, die in diesem Fall noch übrigblieben, ganz und gar auf
nichtgenetische Ursachen zurück, nämlich auf die Entscheidungen, die die
Menschen getroffen haben, und die Erblichkeit sänke auf null (es sei denn,
diese Entscheidungen hingen selber wiederum von genetischen Prädispositionen
ab …), obwohl sich an den Wachstumsprozessen selber und der Art, wie die
Gene sie steuern, nicht viel änderte.
Größer
werden die Menschen – werden sie auch fetter und schlaffer? Die Antwort ist
kurz: im allgemeinen offenbar nicht. Nur wenige Studien kamen zu dem
Ergebnis, daß sich das Verhältnis zwischen Gewicht und Größe verschiebe; und
wo es das tat, war die Verschiebung sehr gering und betraf meist nur die
Mädchen. In Deutschland scheint keinerlei Verschiebung stattzufinden41.
Ausreichend Sport vorausgesetzt, steigt die magere Muskelmasse im gleichen
Maß wie die Größe. Die Menschen werden also nicht nur länger, sie werden
auch kräftiger.
Mit
der Statur nimmt das Hirnvolumen zu. Zehn Zentimeter Körperlänge mehr
bedeuten 59 Gramm mehr Gehirn13. Werden die
Menschen etwa intelligenter?
Da
Intelligenz von der Organisation des Gehirns abhängt und nicht von seiner
schieren Masse, ist ein direkter Effekt kaum zu erwarten. Eine Zeitlang
wurde offen oder hinter vorgehaltener Hand davor gewarnt, die Menschen
würden sogar immer dümmer – da sich die genetisch Unbegabteren stärker
vermehrten17. Es war offenbar eine
unbegründete Besorgnis; vermutlich haben zwar unterdurchschnittlich
Intelligente oft mehr Kinder, aber die am untersten Ende der
Verteilungskurve haben dafür gar keine, so daß es sich wieder ausgleicht.
Jedenfalls wurde kein einziges Mal eine Abnahme der Intelligenz
festgestellt, einige Male aber eine leichte Zunahme22.
Wie läßt sich ihr überhaupt auf die Spur kommen? Zum Beispiel, wenn alte
IQ-Tests neu standardisiert werden, wenn man also prüft, ob die Mitte nach
wie vor dort liegt, wo sie früher einmal festgelegt wurde – bei genau 100
IQ-Punkten. [Seit dieser Aufsatz geschrieben wurde, wurde in vielen Ländern
über die Jahrzehnte hin ein – dem Wachstumstrend durchaus ähnlicher –
deutlicher ständiger Anstieg des IQ festgestellt, an dem die Wissenschaft
immer noch rätselt, der sogenannte Flynn-Effekt.]
Abgesehen von seinem plötzlichen Größenzuwachs und seiner beschleunigten
Reifung ist der Mensch offenbar in keinem Umbau begriffen. Faßt man einen
etwas größeren Zeitraum als die letzten hundertfünfzig Jahre ins Auge, so
erscheint er geradezu als ein Fels der Unveränderlichkeit. Die preußischen
Gardemaße von 1736 wären auch heute noch imposant: Am begehrtesten war der
"schöne, junge, noch im Wachstum befindliche Kerl" von mindestens 1,89
Meter. Er erhielt 900 Taler Handgeld. Nur 540 bekam der "gute Kerl, nicht
häßlich"; er mußte 1,84 Meter groß sein. Darunter gab es dann nur noch den
"Kerl", der nicht kleiner als 1,74 Meter sein durfte und mit 45 Talern
abgespeist wurde. Die niedrigen Türstürze vieler mittelalterlicher
Behausungen täuschen: Statt Wärme ins Freie entkommen zu lassen, haben sich
die Menschen damals lieber gebückt.
Aber
die Ritterrüstungen? Hätten die Krieger nicht Knautschstellen bekommen,
wären sie nicht wirklich wesentlich kleiner gewesen? Ich habe im Londoner
Tower 23 Rüstungen aus dem sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert
gemessen, neunzehn davon aus Mitteleuropa und England, vier aus Oberitalien.
Ihre Größen sind durchaus verschieden, zwischen 1,58 und 1,81 Meter; wer nur
ein paar in Augenschein nähme und von ihnen verallgemeinerte, könnte ganz
falsche Schlüsse ziehen. Die beiden Extremfälle beiseite gelassen, einen
englischen Zwerg von 98 und einen Braunschweiger Riesen von 208 Zentimetern,
ergibt sich eine Durchschnittsgröße von 170 (plusminus zwei Zentimeter
Meßfehler). Zieht man den Jahrhundertzuwachs von 15 Zentimetern von der
heutigen Größe ab, so müßten die Männer damals durchschnittlich 1,64 Meter
groß gewesen sein. Das eiserne Zeugnis der Rüstungen zwingt einen also
nicht, ihre Durchschnittsgröße nach unten zu korrigieren. Aber auch nach
oben muß sie nicht korrigiert werden – Krieger, und gar solche in teurer
Rüstung, werden damals eher überdurchschnittlich Große geworden sein.
Der
früheste Vorfahr der heutigen Europäer, der Cro-Magnon-Mensch, der vor
35.000 Jahren auf unserem Erdteil auftauchte und dessen Nachfahren sich an
einigen Orten – im schwedischen Dalarna, in der Normandie und auf den
Kanarischen Inseln – relativ unverändert erhalten haben, war 163 bis 183
Zentimeter groß, hatte die gleichen Körperproportionen und mit 1600
Kubikzentimetern sogar ein um zehn Prozent größeres Hirnvolumen als der
heutige Durchschnittsmensch29. Steckte man
ihn in moderne Kleider, er fiele nirgends auf. Selbst der Java-Mensch vor
einer halben Jahrmillion war bereits 1 Meter 72 groß. Er fiele auf,
allerdings nicht wegen seiner Größe – sein Hirnvolumen betrug nur 950
Kubikzentimeter. Die heutige Größe war erreicht, als das Gehirn noch weit
zurück war.
Natürlich hat die Zivilisation die Evolution nicht außer Kraft gesetzt7.
Evolution ereignet sich überall dort, wo nicht alle Arten von Menschen die
gleiche Zahl reproduktionsfähiger Nachkommen hinterlassen. Das kann sein,
weil sie den jeweils gerade bestehenden Lebensbedingungen nicht gleich gut
gewachsen sind; oder schlicht, weil die Merkmale wechseln, um deretwillen
sich die Geschlechter stärker oder schwächer begehren. Das eine Merkmal hat
Reproduktionsvorteile und breitet sich aus, ein anderes ist auf dem Rückzug
– das ist die Evolution. Es scheint wenig menschliche Evolution
stattzufinden. Aber vielleicht erkennen wir sie nur nicht. Sie spielt sich
in langen Zeiträumen ab, und einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte sind zu
wenig, um mit Sicherheit ausmachen zu können, ob es sie gibt und wohin sie
führt. Man wird nur dies sagen dürfen: Ohne Zweifel hat die Zivilisation die natürliche Selektion weitgehend abgeschafft. Die ganze Zivilisation ist in der Hauptsache genau das: ein Sieg über die Grausamkeit der natürlichen Selektion. Heute überlebt und hat Kinder, wer früher einer der überall lauernden Krankheiten zum Opfer gefallen wäre. Daß sich die Anfälligkeiten für im übrigen ausgerottete Krankheiten ausbreiten, mag in evolutionärer Sicht gleichgültig sein. Aber es sind sicher nicht nur derlei spezielle Anfälligkeiten, die sich ausbreiten; auch die allgemeine Robustheit der Menschheit wird in relativ kurzer Zeit drastisch gesunken sein und weiter sinken. Wohin Geschichte und Evolution den Menschen auch führen – seine Ärzte werden ein immer besseres Auskommen finden.
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